Extreme Trockenheit

Michael Kilburg • 17. August 2022
So ein Kontrast von einem zum nächsten Jahr ist wohl sehr selten. Während wir letztes Jahr um diese Zeit so sehr auf beständiges, trockenes Sommerwetter gehofft haben, schauen wir aktuell jeden Tag mehrmals auf die neuesten Wetterprognosen. Denn obwohl wir in der jüngeren Vergangenheit, 2020 und insbesondere auch 2018 schon lange trockene Phasen erlebten, haben wir dieses Jahr hier an der Mittelmosel nochmal eine deutliche Steigerung hinsichtlich der Dauer und Intensität der Trockenheit. Die Reben reagieren auf diese extreme Witterung sehr unterschiedlich. Von tiefgrünen und vitalen Weinbergen bis hin zu Reben die kaum in der Lage sind die Trockenheit zu überleben.

Viele Faktoren spielen hier eine Rolle. Die wichtigste ist der Untergrund. Schwere, tiefgründige Böden trocknen langsamer aus als leichte, offenporige Böden. Die Wasserspeicherkapazität spielt in solchen Jahren die wichtigste Rolle. Denn insbesondere junge Reben können noch nicht tiefe, wasserführende Schichten anzapfen und erleiden somit deutlich schneller Trockenstress als ältere Reben. Daher haben tendenziell die jüngeren Reben in solchen Wetterlagen zuerst das Nachsehen. Der Modus geht dann aufs Überleben. Das Triebwachstum wird eingestellt, die Blätter verfärben sich gelb, dann braun und fallen ab. Im schlimmsten Fall kann eine Rebe dann einfach vertrocknen. In solchen gefährdeten Weinbergen mussten wir diesen Sommer Nothilfe leisten und die betroffenen Reben gießen und Trauben abschneiden. Hierbei gehts jedoch nur um Schadenbegrenzung um den Verlust der Rebe zu vermeiden. Zum Glück sind auch nur wenige Bereiche jüngerer Weinberge so extrem betroffen. Denn insbesondere in dem dritten bis sechsten Lebensjahr einer Rebe reagieren die Reben in solchen Trockenperioden auf leichten und offenporigen Böden sehr empfindlich. Eine flächendeckende Bewässerung haben wir, wie fast alle Winzer an der Mosel übrigens nicht. Dies wird sich wohl auch durch den Klimawandel und die damit einhergehende Häufung solcher Trockenperioden grundsätzlich nicht ändern. Aber ein zeitweiser Einsatz von Bewässerungsschläuchen könnte, zumindest in gefährdeten Bereichen in den ersten Jahren einer Rebe in Zukunft eine größere Rolle spielen. Es zeigt sich aber ebenso, dass viele unserer Weinberge diese Trockenheit gut wegstecken und damit auch bei einer solch langen Periode keine Bewässerung nötig ist.

Deutlich wird nun mehr und mehr, dass die Erntemenge dieses Jahr deutlich geringer ausfallen wird, es fehlt einfach das Wasser im Boden. Im Gegenzug erwarten wir aber in den meisten Weinbergen eine überdurchschnittliche Qualität. Denn diese Weinberge konnten die vielen, vielen Sonnenstunden sehr gut nutzen und es zeichnet sich schon jetzt eine hohe Güte der Trauben ab. Übrigens, jetzt nur Regen ist auch nicht das Wichtigste. Denn ein verregneter September könnte auch viele Nachteile bringen und beispielsweise ein Aufplatzen der kleinen Beeren bewirken. Ein paar wenige, aber ordentliche Regentage wären jetzt das Beste. Wir hoffe weiterhin und schauen gespannt auf die Wetterapps...